Dienstag, 05. Mai 2020
Dienstag der 4. Osterwoche
- Tagesimpuls -

Tageslesungen:
Apostelgeschichte 11, 19-26
Johannes 10, 22-30

Lied: Gl 814, 1+2: Da wohnt ein Sehnen tief in uns...

Kreuzzeichen

evtl. einen der beiden Schrifttexte oder beide lesen

Lied: Gl 457, 1-3: „Suchen und fragen...“

Impuls:
Auf der Titelseite der aktuellen Ausgabe von „Christ in der Gegenwart“ findet sich ein Bild des Leipziger Malers Ben Willikens: ein leerer Abendmahlstisch ohne Jesus und ohne Jünger. Dieses Bild ist überschrieben mit den Worten: „Die Leerstelle: Österlicher Mut zum Neustart“
Einige Seiten weiter beschäftigt sich ein Mainzer Klinikseelsorger mit den kirchlichen Erfahrungen in Zeiten von Corona. Zum einen schildert er die für ihn schmerzliche Erfahrung, dass er zwar schriftlich auf „seinen“ Stationen das Angebot verteilt habe, sich mit ihm telefonisch in Verbindung zu setzen; dieses Angebot aber von niemandem genutzt worden sei. Zum anderen nimmt er Bezug auf den Artikel von Tomàs Halik, den ich auch vor einigen Tagen schon zitiert habe und der eine Rolle, ein neues Selbstverständnis von Kirche einfordert. Tomás Halik wird mit den Worten zitiert:
„Gleich zu Beginn ihrer Geschichte erlebte die junge Kirche aus Juden und Heiden die Zerstörung des Tempels, in dem Jesus gebetet und seine Jünger gelehrt hatte. Die damaligen Juden fanden darauf eine mutige und kreative Antwort: Den Altar des zerstörten Tempels ersetzte der Tisch der jüdischen Familie, die Brandopfer und blutigen Opfer ersetzt durch die Opfer der Lippen, der Gedanken und des Herzens, durch das Gebet und das Studium der Schrift. Ungefähr zur selben Zeit suchte das junge Christentum, das man aus den Synagogen vertrieb, seine neue Identität. Juden und Christen lernten, aus den Ruinen der Traditionen das Gesetz und die Propheten neu zu lesen und auszulegen. Sind wir heute nicht in einer ähnlichen Situation?“ _{(Christ in der Gegenwart; 18-2020-S. 201)}
Von diesem Beginn der jungen Kirche hören wir heute im Abschnitt aus der Apostelgeschichte. Zum ersten Mal nennt sich die junge Gemeinschaft „Christen“, bekennt sich zu ihrer Eigenständigkeit, die auf das Leben und Wirken Jesu Christi gründet.
Der 8. Mai 1945 - das Ende des II. Weltkrieges in Deutschland und Europa wird oft als die „Stunde Null“ bezeichnet, in der etwas ganz Neues begonnen hat.
Es scheint, dass wir auch mit unserer Kirche vor einer „Stunde Null“ stehen, dass sich durch die Erfahrungen mit Corona ganz viel in unserem Glaubensund Gemeindeleben, in unserer Spiritualität ändern könnte.

Zum Nachdenken:
Gestern
warst Du noch bei uns
Mit Deinem Lachen
Mit Deiner Freude
Mit Deinem Elan
Mit Deiner Offenheit
Heute
bist Du bei uns
In unseren Tränen
In unseren Fragen
In unserer Verzweiflung
In unserer Trauer
Morgen
wirst Du bei uns sein
In Erinnerungen
In Erzählungen
In unseren Herzen
in unserem gemeinsamen Glauben
^{(Petra Focke - Hermann Josef Lücker: Gott und die Welt - S. 112)}

Vater unser

Segen
Mögest du die Weisheit haben
zu wissen, wo du gewesen bist,
die Voraussicht
zu wissen, wohin du gehen wirst,
und die Einsicht
zu erkennen, wenn du Gefahr läufst,
zu weit zu gehen
^{(Irische Segenswünsche für jeden Anlass - benno - S. 21)}

Es segne, führe und begleite uns
der allmächtige und barmherzige Gott -
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Lied: Gl 812,1-3: Kleines Senfkorn hoffnung...oder/und Gl 875,1+4: Kommt, Christen, kommt zu loben...