Hausgottesdienst am
32. Sonntag im Jahreskreis - B
10. November 2024
Lied:Gl 365 (3x): Meine Hoffnung und meine Freude…
Kreuzzeichen - evtl. Entzünden einer Osterkerze oder einer anderen Kerze
Gedanken zur Hinführung:
Was war das für eine Woche! Die Wahlen in den USA mit einem Ausgang, der nachdenklich stimmen kann. Der Bruch der Regierungskoalition, der auch viele Fragen für die Zukunft aufwirft. Vieles scheint derzeit ins Rutschen zu geraten. Wo finden wir Halt? Wir hoffen, diesen Halt in unserem Glauben zu finden. Gott weiß, was wir brauchen, noch bevor wir ihn um etwas bitten müssen. Ihm dürfen wir uns jetzt wieder mit unserem ganzen Leben anvertrauen.
Stimmen wir ein in das Lob Gottes:
Loblied:Gl 169, 1-3: Gloria, Ehre sei Gott…
Gebet:
Guter Gott,
du weißt, wonach wir hungern;
deshalb hast du uns Jesus geschenkt.
Durch ihn wissen wir uns in deiner Liebe geborgen.
Lass uns - wie er - offen sein für die Sorgen und Nöten unserer Mitmenschen.
Hilf, dass wir uns ihre Not zu Herzen nehmen und erfinderisch werden,
um sie zu überwinden durch Jesus den Freund aller Armen-
Amen (Heriburg Laarmann - Mit Märchen und ihren Sinnbildern - S. 20)
Halleluja: Gl 175,6 oder 716
Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus (Mk 12, 38-44)
Jesus lehrte eine große Menschenmenge versammelt und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber um so härter wird das Urteil sein, das sie erwartet. Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.
oder: In leichter Sprache:
Jesus sagte zu den Menschen: Einige Leute sind scheinheilig. Bei scheinheiligen Leuten müsst ihr aufpassen. Scheinheilig heißt: Die Leute tun nur so, als ob sie gute Menschen sind. Jesus erzählte Beispiele von scheinheiligen Leuten. Jesus sagte: Scheinheilige Leute wollen für sich selber nur das Beste. Scheinheilige Leute wollen von anderen Menschen bewundert werden.
– Die anderen Menschen sollen die scheinheiligen Leute beim Beten bewundern.
– Die anderen Menschen sollen die scheinheiligen Leute in der Kirche bewundern.
– Die anderen Menschen sollen bewundern, dass die scheinheiligen Leute Geld an arme Menschen schenken.
Aber wenn keiner hinguckt, nehmen die scheinheiligen Leute das Geld wieder weg.Die Menschen merken das nicht. Aber Gott merkt das alles. Jesus erklärte den Menschen, was wirklich heilig ist.
Jesus sagte: Da ist eine arme Frau. Die arme Frau hat nur wenig Geld. Trotzdem schenkt die arme Frau ihr Geld an arme Menschen. Danach hat die arme Frau fast kein Geld mehr.Die Frau kann nichts mehr für sich selber zum Essen kaufen.
Jesus sagte: Diese Frau ist wirklich heilig. Weil die Frau fast ihr ganzes Geld verschenkt hat. Einige reiche Leute verschenken auch viel Geld. Danach haben die reichen Leute aber immer noch viel Geld übrig. Die reichen Leute können sich immer noch was zum Essen kaufen. Aber diese Frau hat fast nichts für sich selber übrig gelassen. Diese Frau ist wirklich eine gute Frau. Diese Frau ist richtig heilig.© katholisches bibelwerk
Lied:Gl 450: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht...
Predigtgedanken:
Martin Buber erzählt in seinen „Erzählungen der Chassidim“ folgende Geschichte:
In Ropschitz, Rabbi Naftalis Stadt, pflegten die Reichen, deren Häuser einsam oder am Rande des Ortes lagen, Leute zu dingen, die nachts über ihren Besitz wachen sollten. Als Rabbi Naftali sich eines Abends spät am Rande des Waldes erging, der die Stadt säumte, begegnete er solch einem auf und nieder wandelnden Wächter. „Für wen gehst du?“ fragte er ihn. Der gab Bescheid, fügte aber die Gegenfrage an: „Und für wen geht ihr, Rabbi?“ Das Wort traf den Zaddik - den gerechten Mann - wie ein Pfeil. „Noch gehe ich für niemand“, brachte er mühsam hervor, dann schritt er lange schweigend neben dem Mann auf und nieder. „Willst du mein Diener werden?“ fragte ihn endlich der Rabbi. „Das will ich gern“, antwortete jener, „aber was habe ich zu tun?“ „Mich zu erinnern“, sagte Rabbi Naftali.
Für wen gehst du? Für wen gehen wir in unserem Leben? Für den Besitz, den Reichtum, das Geld? Gehen wir nur für selbst? Für den Erfolg, den Aufstieg, das Ansehen? Oder gehen wir für einen anderen, der uns gerufen hat? Für wen gehen wir als christliche Gemeinde?
Auch wir brauchen Menschen, die uns erinnern. Das müssen aber keine großen, bekannte und ausgebildete Ratgeber sein. Es können Menschen sein, wie die beiden Witwen in den biblischen Erzählungen, die wir gerade gehört haben.
Die beiden armen Witwen erinnern uns, dass nicht die vollen Hände es sind, die zu schenken vermögen. Ein Sprichwort aus Tibet sagt: „Das Herz muss Hände haben und die Hände ein Herz.“
Nach den Gesetzen des Reiches Gottes wird anders gezählt als nach denen der „Welt“- Wirtschaft.
Mutter Teresa erzählte einmal von einem Hindu, der gefragt wurde: „Was ist das Christentum?“. Der gefragte zählte keine Lehrsätze auf, keinen Katalog von Verhaltensweisen und Vorschriften; er sagte nur das eine: „Es ist Geben.“
Das Christentum ist natürlich auch das Empfangen. Denn zunächst hat Gott gegeben - sein Wort, sein Sohn, seinen Geist - und in diesem Empfangen werden wir glaubende Menschen.
Und doch ist die Antwort des Hindu nicht falsch.
Geben ist immer auch Ab - Geben. Ich denke von mir weg auf den Anderen hin. Wir sollen nicht in unserem Ich gefangen bleiben, sondern uns auf den Anderen hin öffnen. Was braucht er? Was treibt ihn um? Wie kann ich helfen - wie Eltern das für ihre Kinder tun.
Die beiden Witwen sind mit dem Wenigen, das sie geben können, von dieser Gesinnung erfüllt. Sie geben ihre Lebensgrundlage, weil sie sich von einem anderen gehalten wissen.
Wie weit das Geben reichen kann, erahnen wir, wenn wir dem Wort „geben“ die Silbe „ver“ voranstellen.
Ver - Geben bedeutet nicht, sich im Schenken geirrt zu haben, so wie man sich manchmal beim Kartenspiel nach dem Mischen vergeben kann. Vergeben meint, im Umgang mit den Anderen einen neuen Anfang setzen zu wollen. Nie ist der Mensch so reich, wie in dem Augenblick, da er das Hindernis zum Nächsten wegräumt.
Und es gibt eine weitere Form des Gebens, die uns Jesus in unverwechselbarer Weise vorgelebt hat: das Hin - Geben. In letzter Konsequenz gibt Jesus für uns sein eigenes Leben hin. Wir kennen sicherlich alle hingebungsvolle Menschen, die sich bis zum Äußersten für Andere einsetzen ohne dafür Lohn, Anerkennung oder Auszeichnungen zu erwarten, sondern weil es ihrem innersten Wesen entspricht.
Sie sind Menschen, die uns immer wieder erinnern können, wie wichtig das Geben ist; das Abgeben, das Vergeben und das Hingeben.
Für Familien mit Kindern:
Für die arme Witwe waren zwei kleine Münzen sehr, sehr viel Geld, für einen Reichen sind zwei kleine Münzen nicht der Rede wert. Es geht uns oft so, dass sich der Wert einer Gabe oder auch eines Geschenks nicht an dessen Preis messen lässt. Viel wichtiger ist, dass eine Gabe von Herzen kommt. Dies können wir nicht mit Geld oder Münzen berechnen und das ist auch gut so.
Guter Gott, wenn ich in den nächsten Tagen jemandem etwas schenke, so will ich mir gut überlegen, was dem anderen wirklich eine Freude macht und ihm so zeigen, wie gern ich ihn habe.
(dkv - Mein Sonntagsblatt)
Glaubensbekenntnis:Wir dürfen gemeinsam unseren Glauben bekennen: sprechen oder singen: Gl 354: Gott ist dreifaltig einer...
Fürbittgebet
Die Fürbitten sind unser Gebet für die anderen. Es bedarf nicht vieler Worte, denn Gott kennt uns und weiß schon zuvor, worum wir bitten wollen.
Wir können Fürbitten aussprechen, manchmal reicht es, die Namen derer laut auszusprechen, die man Gott ans Herz legen will, (v.a. aber auch die Menschen, die uns während des Predigtgesprächs eingefallen sind). Wir dürfen auch beten für verstorbene Freunde und Angehörigen. Wir dürfen Gott unsere Bitten aber auch still anvertrauen.
Als Antwortruf eignen sich: Gl 182 oder Gl 817
oder:
Herr Jesus Christus, du willst in uns die Bereitschaft wecken, auch die Fragen, Sorgen und Nöte der Anderen zu sehen und ihnen Hilfe zu schenken. Wir bitten dich:
➢ Für alle, die sich haupt - oder ehrenamtlich in „Caritas“ oder „Diakonie“ engagieren und so hilfsbedürftigen Menschen wieder einen Funken Hoffnung für ihr Leben schenken.
➢ Für alle, die sich bei den „Tafeln“ oder bei „grenzenlos“ dafür einsetzen, dass Not Leidende das Nötige zum Leben erhalten.
➢ Für alle, die durch Krankheit oder einen anderen Schicksalsschlag aus ihrer Lebensbahn geworfen wurden und sich wieder nach Stabilität und Orientierung für ihr Leben sehnen.
➢ Für alle Ärztinnen, Ärzte und in der Pflege Tätigen, die sich oft bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit um die ihnen anvertrauten Patienten kümmern.
➢ Für alle unsere Verstorbenen, die uns vorausgegangen sind in das ewige Leben.
Herr, unser Gott, du weißt um unsere Fragen, Sorgen und Ängste, noch bevor wir sie aussprechen vor dir. Lass uns immer wieder erfahren, dass du uns nahe bist und nahe bleibst in Jesus Christus, unserem Bruder und Herrn.
Hinführung zum Vater unser:
Herr Jesus, du weißt, was uns umtreibt, was uns Sorgen macht, was uns ängstigt. Zu dir dürfen wir mit unserem ganzen Leben kommen und mit deinen Worten beten wir: Vater unser…
Lied:Gl 459, 1-4: Selig seid ihr…
Gebet:
Gott,
wir danken dir, dass Jesus sich an uns verschenkt hat,
damit wir haben, was wir brauchen: Brot und Hoffnung, Liebe und Freude.
Lass uns weitergeben, was wir empfangen haben
durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen
(Nach: Heriburg Laarmann - Mit Märchen und ihren Sinnbildern - S. 25 )
Segen:
Bedenke, dass es hundert Möglichkeiten gibt,
um auf Abwege zu kommen und ins Verderben zu rennen,
aber nur eine Straße in den Himmel.
(Möge das Glück dir immer nahe sein - Irische Segenswünsche für jeden Tag - S. 648)
So segne uns und alle, die uns nahe sind, der allmächtige und barmherzige Gott -
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Singet Lob und Preis - Dank sei Gott, dem Herrn!
Lied:Gl 832, 1+4: Herr, wir bitten: Komm und segne uns…