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Bekanntmachungen

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4. Fastensonntag
„Laetare“
22. März 2020
Predigt

1 Sam 16,1b.6-7.10-13b
Eph 5,8-14
Joh 9,1.6-9.13-17.34-38

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
liebe Gemeinde!

Ich komme mir heute ein wenig wie Don Camillo vor. Vielleicht erinnern Sie sich: im 2. Teil der Spielfilmreihe sucht eine große Überschwemmung die Stadt Brescello heim. Die Bewohner müssen evakuiert werden. Nur Don Camillo hält allein die Stellung „und bewacht das Gotteshaus.
Am Sonntag steht er dann allein in der überschwemmten Kirche und sendet einen Gruß, ein Gebet und eine Segensbitte zu den Menschen, die auf dem Deich auf ihre Evakuierung warten.

Auch ich zelebriere seit Montagabend jeden Tag allein in St. Kilian, nehme aber alle Menschen mit in das Fürbittgebet und schicke den Segen in alle Ecken unserer Pfarreiengemeinschaft und vielleicht auch noch ein wenig darüber hinaus. Heute feiert die Kirche den 4. Fastensonntag, den wir auch „Laetare - Freut Euch!“ nennen. Heute sollte in unseren Herzen eigentlich die Freude durchscheinen, dass wir die Hälfte der vorösterlichen Bußzeit hinter uns gebracht haben und mit großen Schritten auf die Kar- und Ostertage zugehen.

Doch unter den gegebenen Verhältnissen kann ich mir vorstellen, dass vielen unter uns nicht nach Freude zumute ist:
Kinder und Enkel sorgen sich um Eltern und Großeltern.
Großeltern und Eltern sorgen sich um Kinder und Enkel.
Berufstätige und Gewerbetreibende sorgen sich um ihre Zukunft.
Pflegerinnen und Pfleger; Ärztinnen und Ärzte stehen vor noch nicht absehbaren Herausforderungen.
Männer und Frauen in sozialen Berufen und Dienstleistungsbetrieben sind bis an ihre Grenzen gefordert.

Ich schließe mich der Einschätzung an, die in diesen Tagen immer wieder zu hören ist:
So etwas haben wir noch nicht erlebt!

Es ist eine große Herausforderung für jede und jeden von uns. Doch in dieser Herausforderung liegt vielleicht auch eine Chance: Die Chance auf einen
Perspektivwechsel; eine Chance auf eine neue Sichtweise auf unser Leben und unsere Welt.

Die Schrifttexte des heutigen Sonntags verweisen auf das richtige Sehen:

Im 1. Buch Samuel aus dem Alten Testament sagt Gott zu Samuel:
Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt…! Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.

Der Epheserbrief mahnt uns:
Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten und Christus wird dein Licht sein.

Und im Evangelium hören wir im Johannesevangelium von einer Blindenheilung am Teich Schiloach.
Menschen, denen die Augen geöffnet werden, die durch Gott angeleitet und befähigt werden, die Dinge, ihr Leben und ihr gegenseitiges Zusammenleben mit neuen, mit anderen Augen zu sehen - sie stellt uns die Heilige Schrift heute vor Augen.

Aber mehr noch: Sie fordert uns auf, macht uns Mut, selber zu solchen Menschen zu werden.
Vieles sehen wir jetzt schon nach wenigen Tagen mit neuen, mit anderen Augen:
Nichts ist mehr selbstverständlich:
die eigene Gesundheit,
die eigenen Freiräume,
die gewohnten Lebensabläufe,
die alltäglichen Begegnungen…
Nichts ist im Grunde mehr, wie es bisher war.

Und noch etwas hat sich gravierend gewandelt: Wir sind aufgefordert und gefordert, wieder mehr den Anderen, vor allem die Schwächeren in den Blick zu nehmen. Aus Rücksicht und in Verantwortung auf ältere und von Krankheit vorbelastete Menschen sind die anderen aufgerufen, sich selber und ihre Interessen zurückzunehmen.

Niemand weiß, wie lange wir noch mit diesen derzeitigen Einschränkungen leben müssen, wann wir wieder zu unseren liebgewonnenen Lebensgewohnheiten zurückkehren dürfen.

Doch ich hoffe, dass wir dann nicht automatisch wieder in den bisherigen Trott zurück fallen, sondern dass wir auch viel Positives aus den Erfahrungen dieser Tage, Wochen, vielleicht auch Monate mitnehmen.

Dass wir uns einen neuen, einen anderen Blick auf unser Leben, unser Zusammenleben, auf unseren Glauben, auf unsere Welt aneignen bzw. von Gott
schenken lassen. Dass wir wirklich nach dieser Corona - Krise unser Leben und unsere Welt mit anderen Augen sehen.

Ich möchte Ihnen in die kommende Woche, die Liedzeile eines Gesangs aus Taizè mitgeben, den wir auch immer wieder einmal in unseren Gottesdiensten anstimmen:
Meine Hoffnung und meine Freude,
meine Stärke, mein Licht,
Christus, meine Zuversicht,
auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht,
auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht!

Passen Sie gut auf sich auf und fühlen Sie sich von dem dreifaltigen Gott geführt, begleitet und behütet: Dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Amen

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