logo st benedikt

Bekanntmachungen

Hier und auf den Unterseiten finden Sie Infos und Bekanntmachungen, insbesondere Termine, Feste und einmalige Ereignisse. Hier halten wir Sie auf dem Laufenden!

Für Fragen und Anregungen wenden Sie sich per Email an: pgamschoenbusch@gmx.de

BildOrgVORSICHT ZERBRECHLICH!

Bußfeier in der Österlichen Bußzeit 2020

Wer es einrichten kann, besorgt sich (und für die Mitfeierenden) eine Scherbe, die durch diese Bußfeier begleitet. (Die fett gedruckten Texte sind nur zur Gliederung gedacht und werden nicht vorgelesen. Wenn mehrere diesen Gottesdienst feiern, kann man die Texte vorab aufteilen oder einfach reihum vergeben.)

Sammlung
Vor Beginn der Feier kann Instrumentalmusik gespielt werden.

Eingangslied: Gl 422,1-3

Kreuzzeichen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen
Jesus Christus, der heilt, was zerbrochen ist, ist in unserer Mitte und schenkt uns seinen Frieden.
Amen

Inhaltliche Hinführung

Scherben sind ein eindrückliches Bild für Situationen, in denen im wahrsten Sinne des Wortes etwas zerbrochen ist. Das können Gegenstände aus Porzellan oder Keramik wie eine Tasse oder eine Vase sein. Doch nicht nur Gegenstände können „zu Bruch gehen“, sondern auch Beziehungen, Vertrauen oder Pläne im Lebensgefüge. Menschliches Leben und das Beziehungsgefüge, das das Leben trägt, ist zerbrechlich und damit höchst gefährdet. Mitunter genügt ein kleines, unbedacht dahergeredetes Wort, so flüchtig, dass man es selbst gar nicht merkt. Dieses hat dennoch die Kraft, Freundschaften, Beziehungen und Vertrauen massiv zu beschädigen. In dieser Feier sind wir eingeladen wahrzunehmen, was bei uns selbst und was durch unser Verhalten bei anderen in die Brüche gegangen ist. Und wir dürfen diese Bruchstücke Gott anvertrauen und ihn bitten, dass er heilt und vergibt, damit wir befreit wieder neu ins Leben aufbrechen können.

Kyrie: Meine engen Grenzen (GL 437)

Eröffnungsgebet

Lasset uns beten.
kurze Stille
Barmherziger und liebender Gott,
wir stehen vor dir als deine geliebten Kinder, als Menschen mit Ecken und Kanten, mit
Scherben und Narben.
Sei du bei uns und mit uns. Sieh liebevoll auf uns und lass uns in dir geborgen sein.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn, im Heiligen Geist.
A Amen

Begegnung mit der Hl. Schrift - Aus dem Buch der Psalmen:

HERR, bei dir habe ich mich geborgen.
Lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit;
rette mich in deiner Gerechtigkeit!
Neige dein Ohr mir zu, erlöse mich eilends!
Sei mir ein schützender Fels,
ein festes Haus, mich zu retten!
Denn du bist mein Fels und meine Festung;
um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.
Du wirst mich befreien
aus dem Netz, das sie mir heimlich legten;
denn du bist meine Zuflucht.
In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist;
du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue.
Ich setze auf den HERRN mein Vertrauen.
Ich will jubeln und deiner Huld mich freuen;
denn du hast mein Elend angesehn,
du kanntest die Ängste meiner Seele.
Du stelltest meine Füße in weiten Raum.
HERR, sei mir gnädig, denn mir ist angst;
vor Gram sind mir Auge, Seele und Leib zerfallen.
In Kummer schwand mein Leben dahin,
meine Jahre vor Seufzen.
Meine Kraft ist ermattet wegen meiner Sünde,
meine Glieder sind zerfallen.
Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter,
bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.
Ich aber, HERR, ich habe dir vertraut,
ich habe gesagt: Mein Gott bist du.
In deiner Hand steht meine Zeit;
entreiß mich der Hand meiner Feinde und Verfolger!
Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, *
hilf mir in deiner Huld!

Lied: Gl 446,1-4

Gedanken zum Thema:
Scherben sind ein anschauliches Bild für Situationen, in denen etwas zerbrochen ist. Diese Scherben können von Gegenständen aus Porzellan oder Keramik wie eine Tasse oder eine Vase sein. Doch nicht nur Gegenstände können „zu Bruch gehen“, sondern auch Beziehungen, Vertrauen oder Pläne im Lebensgefüge. Gerade in diesen Tagen und Wochen haben wir auf drastische Weise erfahren, wie schnell unser gewohntes Leben aus den Fugen geraten kann, wo vieles - von einem auf den anderen Tag - nicht mehr so war wie bisher und vieles an Planungen, bewährten Organisationsplänen, ja sogar Lebensplanungen über den Haufen geworfen wurde, zu Bruch gegangen ist. Menschliches Leben und das Beziehungsgefüge, das das Leben trägt, ist zerbrechlich und damit höchst gefährdet. Wenn es glimpflich ausgeht, hat man nur einen „Sprung in der Schüssel“. Im schlimmsten Fall steht man vor dem „Scherbenhaufen seines Lebens“. Aber nicht nur durch solche gravierende Einschnitte wir die Corona - Krsie, nein ,auch durch das eigene Verhalten kann – beabsichtigt oder nicht – etwas zu Bruch gehen: Freundschaften, Beziehungen, Vertrauen. Mitunter genügt ein kleines, unbedacht dahergeredetes Wort, so flüchtig, dass man es selbst gar nicht merkt. Und das doch die Kraft hat, beim Gegenüber massiv, vielleicht auch unumkehrbar etwas zu beschädigen.
Je nach Situation ist man selbst, oder sind andere, verantwortlich dafür, dass etwas in die Brüche gegangen ist. Bei eigener Schuld stellt sich die Frage, wie man sich dann verhält: Die Scherben lieber unter den Teppich kehren, um sich vor der Auseinandersetzung, vor dem Reparieren und vor dem Eingeständnis zu drücken? Sie heimlich reparieren und die entstandenen Risse und Brüche kaschieren, verbunden mit der Hoffnung, dass es niemand merkt? Die Scherben notdürftig verklammern, um die alte Form wiederherzustellen und den Schein zu wahren? Oder die Scherben in eine Tasche stecken, um sie zu entsorgen? Gerade hier besteht noch immer Verletzungsgefahr. Und selbst wenn man die Schuld am entstandenen Schaden auf andere, auf die „Umstände“ schiebt,  ersetzt das nicht die Sorge darum, dass und wie Zerbrochenes wieder heil werden und wie der eigene Anteil daran aussehen kann.

Kintsugi – Zerbrochenes veredeln
In Japan gibt es eine ganz besondere Technik, mit der zerbrochenes Geschirr wieder repariert wird: „Kintsugi“. Während in der europäischen Restaurationspraxis versucht wird, die Bruchstellen möglichst unauffällig wieder zusammenzufügen, so dass das zu restaurierende Objekt anschließend möglichst makellos und wie in seinem Ursprungszustand erscheint, werden in dieser japanischen Technik die Bruchnähte vergoldet. Schadhafte Stellen und Risse werden auf kunstvolle Weise ausgebessert. Fehlende Teile werden aus einem speziellen Material gewonnen.
Die Zerbrechlichkeit des Gegenstandes wird mit dieser Technik hervorgehoben, die ihn aber gerade dadurch erst als wertvoll erscheinen lässt. Das Besondere ist: Die Narben bleiben sichtbar, sie werden nicht kaschiert, sondern aufgewertet und veredelt. Oft sind die restaurierten Gefäße kostbarer als zuvor, denn es wurde viel Zeit und Edelmetall in die Restauration investiert.
In dieser Technik drückt sich eine Vorstellung aus, wonach Schönheit vor allem im Unvollendeten, im Versehrten zu entdecken ist. Nicht die offensichtliche Schönheit, die sichtbare Perfektion, die glänzende Oberfläche ist entscheidend, sondern die verhüllte Schönheit, das Nicht-Perfekte, die knorrigen Tiefenstrukturen. Nur das Unvollendete ist entwicklungsfähig – und erweist sich gerade darin als lebendig. Geschirr, das auf diese Weise
restauriert wurde, sieht zwar gebrauchter aus, aber zugleich auch gelebt und geheilt.

Buße und Umkehr – Zerbrochenes von Gott heilen und veredeln lassen
Bereits die Bibel verwendet die Scherbe als Sinnbild für schuldhaftes Vergehen der Menschen untereinander, aber auch für ihre Abwendung und Trennung von Gott (z. B. Jes 59,7; 60,18; Jer 19,10f.). Dabei ist grundlegend, dass Gott derjenige ist, der Zerbrochenes wieder zusammenfügen und heilen kann. Er ruft die Menschen zur Umkehr, er ermöglicht, dass Menschen ihr Leben bedenken und ändern können, er schenkt Heilung, wo vorher Trennung war.
Doch dafür ist auch der bewusste Einsatz der Menschen notwendig: Aufrichtig und ehrlich wahrnehmen, wo die Scherben des eigenen Lebens sind; sich eingestehen, wo etwas durch das eigene Verhalten zu Bruch gegangen ist; die Scherben sortieren und wieder zusammenfügen und Gott hinhalten, damit er das Zerbrochene heilt, festigt und veredelt. Und es braucht auch den ersten Schritt der Versöhnung mit dem betroffenen Gegenüber.
Die Kintsugi-Technik bringt markant zum Ausdruck, wie Versöhnung geschieht und wirkt: Vergebene Schuld wird als vergeben erinnert, nicht als vergessen. Die Autorin und Journalisten Hanna Buiting schreibt dazu: „Wenn wir unsere eigenen Verletzungen, unsere Lebensscherben, unsere Zerbrechlichkeit und unser Scheitern nicht verstecken, sondern zeigen würden. Sie mit Gold anpinseln könnten. Damit sie strahlen, weil sie doch zu uns gehören und uns wertvoll machen. Unperfekt und doch vollkommen. Nur im Gesamten ein Kunstwerk. Mit allen Rissen, die unser Leben mit sich bringt.“ Die goldene Farbe zeigt an:
Wenn ich Frieden mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen, aber auch mit Gott schließe, dann zeigt sich darin etwas Kostbares. Dann macht Gott mich noch wertvoller. Halten wir ihm deshalb voll Vertrauen alles hin, was im Moment bei uns einen Knacks bekommen habt, zerbrochen ist, in Scherben liegt.

Stille

Gewissenserforschung und Vergebungsbitte

Impulsfragen zur Gewissenserforschung
Gott ermutigt uns, mit dem Unvollendeten, mit dem Nicht-Perfekten, mit den Verletzungen unseres Lebens zu ihm zu kommen. Halten wir inne um wahrzunehmen und anzunehmen, was im Leben brüchig geworden ist und halten es Gott hin.

Lied: Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt (GL 769,1-3)

Zwischen den einzelnen Fragen kann jeweils eine kurze Pause gehalten werden. Zwischen den Abschnitten soll ausreichend Raum für Stille sein. Hier kann auch Instrumentalmusik gespielt werden.

In die Brüche gegangen

  • Was ist bei mir selbst zu Bruch gegangen?
  • Wo entdecke ich – vielleicht auch in der Rückschau auf mein Leben – Scherben?
  • Was davon habe ich selbst kaputt gemacht?
  • Welche Menschen habe ich verletzt?
  • Was war davon ohne und was war mit Absicht?

Scherben zusammenlesen

  • Wie gehe ich damit um, wenn durch mein Handeln etwas in die Brüche geht?
  • Welche Scherben kehre ich unter den Teppich?
  • Welche Risse repariere und kaschiere ich notdürftig?
  • Welche Bruchstücke entsorge ich an welcher Stelle?
  • Kann ich mir selbst, anderen Menschen oder Gott gegenüber eingestehen, dass mir etwas Wertvolles zu Bruch gegangen ist?

Zerbrechlichkeit des Lebens

  • Wie führe ich Auseinandersetzungen mit anderen Menschen?
  • Über welche anderen Menschen halte ich ein „Scherbengericht“?
  • Wie helfe ich gebrochenen Menschen zu neuem Leben auf?
  • Kann ich zu meiner eigenen Zerbrechlichkeit stehen angesichts einer Welt, die auf Perfektion und glatt polierte Oberfläche setzt?
  • Was hilft mir, meine eigene Zerbrechlichkeit als etwas Wertvolles zu begreifen?
  • Wie gehe ich mit der derzeitigen Situation um, in der so viele Planungen, aber auch ganze Lebenspläne über den Haufen geworfen sind?

Von Gott heilen und veredeln lassen

  • Mit wem will ich mich versöhnen?
  • Wie sieht der erste Schritt dazu aus?
  • Welche Scherben möchte ich loswerden?
  • Was möchte ich Gott hinhalten, damit er es heilt?
  • Wo möchte ich mein Leben verändern?

Bitten wir Gott in Stille um Vergebung.

Stille

Schuldbekenntnis: Ich bekenne, Gott, dem Allmächtigen...(vgl. Gl 582,4)

Lied: GL 769, 4-6

Zeichenhandlung
Wir dürfen unsere Scherbe und damit alles, was im Leben gebrochen ist, in unseren Gedanken und in unserem Herzen Gott in die Hände legen. Denken wir dabei auch an die Menschen, die sich mit uns versöhnen wollen.

Friedenszeichen
Gott schenkt uns seine Versöhnung und lässt uns im Frieden leben, wachsen und einander zum Segen werden. (In Zeiten von Corona verzichten wir auf das Reichen der Hand, sondern können die Hände vor der Brust zusammenlegen und uns zueinander verneigen.)

Lied: Gl 841,1-3: Wo Menschen sich vergessen…

Fürbitten
Im Vertrauen auf Gottes Gegenwart in allen Situationen des Lebens treten wir mit unseren Anliegen vor ihn.

Liedruf: Du sei bei uns, in unsrer Mitte, höre du uns, Gott (GL 182,2)

  • Lasst uns beten für Menschen, die bereit zu Versöhnung und Neuanfang sind. – Liedruf
  • Lasst uns beten für Menschen, die einander nicht vergeben können. – Liedruf
  • Lasst uns beten für Menschen, die an Verletzungen leiden. – Liedruf
  • Lasst uns beten für Situationen, in denen keine Heilung möglich ist. – Liedruf
  • Lasst uns beten für alle, die von der Corona - Krise betroffen sind und für alle, die sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften bemühen, dagegen anzukämpfen. - Liedruf
  • Lasst uns beten für alle Menschen, die sich auf die Feier der Auferstehung an Ostern vorbereiten. – Liedruf

Vaterunser

All unsere Bitten sollen einmünden in das Gebet, das wir als Kinder Gottes zu Gott, dem Vater beten.
A Vater unser im Himmel ...

Lied: Gl 832,1+3+4: Herr, wir bitten, komm und segne uns… oder Gl 428,1+5: Herr, dir ist nichts verborgen...

Segensbitte

Bitten wir Gott um seinen Segen:
Gottes stärkende Kraft und Segen erfülle uns mit Mut und Entschiedenheit, Schritte des Friedens zu gehen.
Dazu segne uns der dreieine Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
A Amen

Entlassung

LP Lasst uns auf Ostern hin in Gottes Frieden gehen.

A Dank sei Gott, dem Herrn.

Lied: 457,1-3: Suchen und fragen…

(Diese Bußfeier wurde als Konzept vorbereitet vom Referat „Pastorale Projekte und Grunddienste“ der Erzdiözese Freiburg und in einigen Teilen auf die PG Am Schönbusch, Aschaffenburg adaptiert)

 

­